Montag, 29. April 2024

Die Belieferung des Presseeinzelhandels wäre infolge des jüngsten Zusammenschlusses auf 15 Grosso-Firmen aufgeteilt - Abb.: Presse Fachverlag

Wie sich die Grosso-Landkarte neu sortiert

Mit der Fusion dreier Presse-Grossisten in Nord- und Ostdeutschland bekommt die deutsche Grosso-Landkarte abermals neue Formen. Die Konsolidierung führt dazu, dass (nach Stand Mitte Januar 2023) künftig noch 15 Presse-Grosso-Firmen am Markt aktiv sein werden. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als viermal so viele Unternehmen. Die Zusammenschlüsse sind eine Reaktion auf die rückläufigen Absatz- und Umsatzzahlen mit Print-Produkten und den steigenden Kosten, zuletzt vor allem im Bereich Personal, Logistik und Energie.

Wie DNV berichtete, wollen sich das Verlagsgrosso Nord aus Sülzetal, das Verlagsgrosso Nord aus Machern und der Presse Vertrieb Berlin zusammenschließen (mehr dazu hier). Die drei Firmen wollen künftig gemeinsam den neuen Grosso-Betrieb „4Press“ bilden.

Nachdem sich die Fusionsbewegungen im Presse-Grosso lange Zeit vorrangig auf den Nordwesten, Westen und Süden Deutschlands konzentrierten, haben sich insbesondere seit 2019 auch im Osten die Vertriebsgebiete neu sortiert. Die seitdem laufende Fusionswelle begann mit dem Zusammenschluss des Pressevertrieb Mecklenburg West aus Leezen mit dem Pressevertrieb Magdeburg aus Sülzetal. Daraus entstand die erste Version der Firma, die sich Verlagsgrosso Nord nennt. Das Unternehmen fusionierte dann 2020 mit dem Pressevertrieb Mecklenburg Ost aus Neubrandenburg und übernahm Ende 2021 die Vertriebsrechte in Hamburg, während die bis dato dort aktiven Grossisten Buch und Presse Hamburg sowie Pressevertrieb Nord ihren Geschäftsbetrieb einstellten. 2022 schließlich fusionierte das Verlagsgrosso Nord mit dem Presse Vertrieb Potsdam und vereinte so in Summe ein Vertriebsgebiet mit zuletzt rund 5.800 Presseverkaufsstellen unter seinem Dach.

Parallel war mit dem Verlagsgrosso Ost seit 2020 eine weitere große Grosso-Einheit entstanden. Zunächst hatten sich dazu der MPV Mitteldeutscher Presse Vertrieb aus Mörsdorf und der Pressevertrieb Dresden zusammengeschlossen. Anschließend fusionierte das Verlagsgrosso Ost 2022 mit dem Cottbuser Presse Vertrieb und wuchs so auf ein Vertriebsgebiet zuletzt rund 6.100 Verkaufsstellen.

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Neue Grosso-Struktur im Norden, Osten und Westen bereits fortgeschritten

Durch den Zusammenschluss der beiden "Verlagsgrossos" mit dem Presse Vertrieb Berlin entsteht eine Grosso-Einheit, deren Vertriebsgebiet rund 15.000 Presseverkaufsstellen in sieben Bundesländern umfasst. Das entsprich etwa 18 Prozent des Presseverkaufsstellennetzes in Deutschland. Gemessen allein an der Verkaufsstellenzahl gibt es bis dato nur eine weitere Grosso-Firma in dieser Größenordnung: Qtrado mit Sitz in Leverkusen und einem Vertriebsgebiet mit rund 14.000 Presseverkaufsstellen. Auch Qtrado ist seit der Gründung (durch den Zusammenschluss der vier Grossisten Leverdy, Wilhelm Schmitz, PMG und Keppel) auf Expansionskurs und hatte Teile des Vertriebsgebiets des Medienvertriebs Aachen sowie 2022 das Presse-Grosso Mitte übernommen. Parallel denkt man in Leverkusen infolge der Beteiligung an Press Impact die Zusammenarbeit von Einzelhandel, Presse-Grosso und Nationalvertrieb neu (mehr dazu hier).

Sollte das Projekt „4Press“ die Freigabe des Kartellamts erhalten, blieben im Osten Deutschlands nur noch zwei weitere (aber wesentlich kleinere) Grossisten aktiv: Fritzenschaft & Partner in Lutherstadt-Wittenberg (ca. 1.500 Verkaufsstellen) und Pressegroßhandel Mietke in Löbau (ca. 580 Verkaufsstellen). Den Norden würden neben 4Press weiterhin auch die Grossounion Nord aus Hannover (ca. 5.800 Verkaufsstellen) und der Presseservice Nord aus Bremen (ca. 7.500 Verkaufsstellen) beliefern.

Eine Schlüsselfigur bei der Neuordnung des Presse-Großhandels in Nord- und Ostdeutschland ist Katharina Horsch-Littig. Ihre berufliche Heimat ist der Frankenthaler Pressevertrieb, der in Südhessen, der Pfalz und Baden-Württemberg aktiv ist und dessen Geschäfte sie seit 2015 führt. Ab 2019 wurde sie von den Verlagsgesellschaftern der Grossisten in Nord- und Ostdeutschland nach und nach in die Geschäftsführung mehrerer dieser Grossisten berufen, um dort mit den Teams vor Ort die Fusionsprojekte voranzutreiben. Somit gehört sie heute auch zur Geschäftsführung jener drei Grosso-Firmen, die sich nun zu 4Press zusammenschließen wollen.

Vertriebsgebiet in Süddeutschland unter der Lupe

Während sich auch im Westen und in der Mitte Deutschlands die Grosso-Landkarte schon sehr weitreichen neu sortiert hat, da dort neben Qtrado nur noch zwei weitere große Grossisten (PVG Presse-Vertriebs-Gesellschaft und PDG Presse-Distributions-Gesellschaft) sowie eine kleinere Grosso-Firma (Lütkemeyer) aktiv sind, ist das Gebiet in Süddeutschland noch etwas kleinteiliger. Die Belieferung der gut 28.000 Presseverkaufsstellen ist dort auf sechs Firmen aufgeteilt: Jost aus München, Nordbayerischer Pressevertrieb aus Nürnberg, Frankenthaler Pressevertrieb aus Frankenthal, Presse-Grosso Südwest aus Heidelberg, Presse-Vertrieb Hermann Trunk aus München und Süddeutsche Zeitungszentrale aus Esslingen.

Aktive Player waren dort zuletzt das Presse-Grosso Südwest (Zusammenschluss mit Haberer Medienvertrieb in 2022), sowie die Firma Jost (Zusammenschluss mit Presse-Schiessl in 2019 und die Erweiterung des Vertriebsgebiets um das Gebiet des Pressevertrieb Hermann Liebig in 2021) und die Süddeutsche Zeitungszentrale (Zusammenschluss mit KFS Presse-Grosso in 2019).

Trotz der anhaltenden Konsolidierungsbemühungen steht der Presse-Großhandel vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Im ersten Halbjahr 2022 war der Branchenumsatz um elf Prozent auf 793 Mio. Euro gesunken. Der Gesamtverband Pressegroßhandel (GVPG) nannte dies "die bisher schlechteste Halbjahresbilanz des Pressegroßhandels". Der Mehr-Jahres-Vergleich zeigt, dass der Umsatz in den vergangenen zehn Jahren um fast 40 Prozent gesunken ist, der Absatz sogar um über 50 Prozent. Und zumindest auf Verlagsseite scheint man davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt: Ingo Klinge, CEO für das deutsche Verlagsgeschäft der Bauer Media Group, prognostizierte vor einigen Monaten auf dem MVFP Distribution Summit, dass der Presse-Absatz bis 2030 auf 460 Mio. Exemplare sinken wird. Das entspräche einem weiteren Rückgang von über 60 Prozent und zugleich nur noch zwölf Prozent der Absatzmenge aus dem Jahr 2000. Insofern dürfte auch die Suche nach einer zukunftsfähigen Struktur der Presse-Grosso-Landschaft weitergehen.

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