Die Jahrestagung 2023 des Gesamtverbands Pressegroßhandel (GVPG) stand unter einem besonderen Vorzeichen. Frank Nolte, 19 Jahre lang im Verband aktiv und 14 Jahre dessen 1. Vorsitzender, gibt sein Amt ab. Insofern war es die letzte Jahrestagung, die Nolte in dieser Funktion mit einer Rede eröffnete.

Nolte nutzte den Abschluss seiner Rede (die sich auf mit der aktuellen Marktentwicklung und dem Verhältnis zwischen Presse-Grossisten und Verlagen beschäftigte), um seine Amtszeit zu reflektieren. „Ich habe diese Aufgabe mit Freude und dem Bewusstsein für die Verantwortung wahrgenommen“, sagte er. „In dieser Zeit habe ich viel gelernt, einige größere Veränderungen angestoßen und mitverantwortet und – wie auch immer jeder Einzelne dies sehen mag - zur Stabilisierung dieses Vertriebssystems und des Einzelverkaufs von Zeitungen und Zeitschriften beitragen können.“

In der Tat führte Nolte mehrfach schwierige Verhandlungen über Konditionen und Leistungen des Pressevertriebssystems mit den Verlagen. Die Verhandlungen wurden nicht selten von branchenpolitischen Inszenierungen und im härtesten Fall sogar rechtlichen Auseinandersetzungen begleitet. Am Ende jedoch stand stehts eine Einigung.

Seine Geschicke als Mediator wolle er der Branche auch künftig zur Verfügung stellen. Nolte erklärte: „Ich werde die anstehenden Gespräche über die Zukunft unseres Vertriebssystems mitführen. Das habe ich den Kollegen und unseren Verlagspartnern zugesagt.“ Diese Gespräche mit der Medienallianz sollen noch im Herbst 2023 beginnen.

Nolte dankte seinen Grosso-Kollegen und Marktpartnern. Und er verstand es, zum Abschluss seiner Rede Stolz und Zukunftsoptimismus für die Pressevertriebsbranche zu wecken: „Wir haben miteinander viel erlebt – Höhen und Tiefen – und gemeinsamen beruflichen Erfolg.  Es ist ein Privileg mit unserer Arbeit dazu beizutragen, dass die vielen großartigen Presseprodukte ihren Weg zum Leser finden. Wir handeln mit einer einzigartigen Ware – nicht mit Schrauben oder Kühlschränken. Wir sind eine ganz besondere Branche mit herausragenden Köpfen, interessanten Persönlichkeiten und vielen sympathischen Kolleginnen und Kollegen.“

Als er dann die Bühne verließ, erhob sich der gesamte Saal für lang anhaltenden Applaus.

„Ein Diplomat und ein Krieger“

Es waren dabei nicht nur die Grossisten, die Frank Nolte ehrenvoll aus seinem Amt verabschiedeten. Auch mehrere Top-Manager aus Verlagen blickten auf die langjährige Zusammenarbeit mit ihm zurück und fanden anerkennende Worte.

So erklärte Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des Medienverbands der freien Presse und Vorstand von Hubert Burda Media: „Was ich an Ihnen so schätze, ist Folgendes: Sie reden weise, nachdenklich, klar und immer sachlich. Das zeichnet Sie aus.“

Und weiter: „Es gibt in unserer Branche nicht viele Persönlichkeiten, die ihre Visionen und Ziele so konsequent verfolgen wie Frank Nolte. Das verlangt Hartnäckigkeit, Überzeugungskraft und vor allem Leidensfähigkeit.“

Welte erinnerte auch an Noltes Werdegang und sein Wirken: „Seit er dem Ruf der Familie gefolgt ist und sich dem Grosso zugewandt hat, hat er unserer gesamten Branche einen unvergleichlichen Dienst erwiesen. Er ist – in der Tradition seiner Familie – ein herausragender Unternehmer: grundsolide, verantwortungsbewusst, präzise, detailliert in der Umsetzung. Und er ist zwar im Norden geboren, doch im Herzen und in der Seele ist er ein Schwabe. Der Schwabe ist furchtlos und treu – so steht es in unserem Wappen. Frank Nolte hat eine Menge weggeschafft, seitdem er 2004 in den Verband gekommen ist. Er ist 14 Jahren Vorsitzender dieses Verbandes. Mit ihm ist die erfolgreiche Neuausrichtung des Bundesverbandes Presse-Grosso gelungen – die Vereinigung aller Presse-Grossisten und dem Dach des 2019 gegründeten Gesamtverbands Pressegroßhandel.“

Und nicht zuletzt betonte Welte auch Noltes Rolle bei den Verhandlungen zwischen Grosso und Verlagen: „Frank Nolte ist in jeder Hinsicht eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Um zu erreichen, was er für uns alle erreicht hat, muss man ein Diplomat und ein Krieger sein. Nur mit dieser Kombination kann man in schwierigen Zeiten Verhandlungen zum Erfolg führen. Wir alle wissen, wie hart die Verhandlungen zwischen Grosso und Verlagen häufig waren. Es sind nervenaufreibende, nicht immer angenehme – ich würde sogar sagen oft unangenehme – Debatten. Die Zeichen standen – und stehen – sehr oft auf Sturm. Um hier Einigkeit zu erreichen, bedarf es vor allem einer Qualität: einer uneingeschränkten Verlässlichkeit. Beide Seiten müssen wissen: Wir können uns auf ihn verlassen. Genau das schätze ich an Frank Nolte: sein Wort gilt. Und zwar auf beiden Seiten. Das ist eine ganz besondere Kunst: zu beiden Seiten hart zu sein, um am Ende ein Ziel für alle zu erreichen.

Engagement: Vorbildlich und beispiellos

Diese Geradlinigkeit zeichne Nolte aus, so Welte. Das zeige sich auch beim Einsatz für das Projekt „Zeitschriften in die Schulen“, welches der Gesamtverband Pressegroßhandel, der Medienverband der freien Presse und die Stiftung Lesen als langjährige Leseförderinitiative unterstützen.

Welte wies aber auch auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Wirkens von Frank Nolte hin. Nolte treibe „eine tiefe staatsbürgerliche Verantwortung“ an. Gemeint ist das Schaffen einer Perspektive für die kommenden Generationen und die Gesellschaft. „Welche Perspektive haben unsere Kinder, wenn sie nicht mehr lesen können? Und welche Perspektive hat unsere Gesellschaft – eine Gesellschaft, deren wichtigster Rohstoff zweifellos das Wissen ist? Deshalb, lieber Frank Nolte, ist auch hier ihr Engagement vorbildlich. Es ist die gemeinsame Aufgabe einer Generation, dafür Sorge zu tragen, dass die nächste Generation eine Zukunft hat. Aber nicht alle werden dieser zutiefst archaischen und zukunftsweisenden Verantwortung in einer Weise gerecht, wie Sie.“

Abschließend unterstrich Welte noch einmal: „Ihr unermüdlicher Einsatz und ihr Engagement für die Welt der Verlage und des Pressevertriebs – und damit für die Medienpluralität in Deutschland – ist beispiellos. Es ist unser gemeinsamer Auftrag, dafür sorge zu tragen, dass den Menschen in Deutschland verlässliche Informationen für ihre Entscheidungen, gerade in bewegter, schwieriger, unübersichtlicher Zeit zur Verfügung stehen. Sie sind gerade deshalb ein Kämpfer für unsere Demokratie. Dafür werden sie in der Welt der Verlage hoch geachtet und tief respektiert. Herzlicher Dank für all das, was sie für uns, unsere Branche und den freien Austausch von Wissen, Meinung und Informationen in unserer Demokratie getan haben.“

Anerkennung von Klambt und Ganske

Auch Lars Rose, Verleger und Geschäftsführer der Mediengruppe Klambt, und Sebastian Ganske, Vorstand der Ganske Verlagsgruppe und Geschäftsführer des Jahreszeiten Verlags, äußerten sich im Rahmen ihrer Vorträge bei der Grosso-Tagung zum Abschied von Frank Nolte.

Lars Rose sprach Frank Nolte seinen Dank aus für „die vielen Jahre der besten und vertrauensvollen Zusammenarbeit“. Er wünschte Nolte für dessen Zukunft Zeit für das, was ihm persönlich wichtig ist.

Sebastian Ganske wiederum erklärte: „Der Jahreszeiten Verlag und hat Presse-Grosso hatten immer eine etwas besondere Beziehung. Die Diskussionen waren immer sehr vielseitig. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie an diesen Diskussionen teilgehabt haben. Es ist wichtig, dass Diskussionen stattfinden. Deshalb wünsche ich Ihnen alles Gute – und weiterhin gute Diskussionen.“