Sonntag, 28. April 2024

Die Kieler Nachrichten arbeiten mit einigen Startups aus ihrem Coworking Space Fleet7 zusammen, um neuartige Produkte für Verlage zu entwickeln. Ein Beispiel ist Explo - Screenshot: kn-online.de

Mit Startup-Kooperationen Innovationen für die Verlagswelt schaffen

Sie treiben die digitale Transformation in Regionalverlagen voran: Dajana Thiel und Dr. David Reuter haben in den vergangenen Jahren bei den Kieler Nachrichten (KN) an Innovationen für die Verlagswelt gearbeitet. Thiel kam im Februar 2020 als Quereinsteigerin zu der Kieler Tageszeitung. Zunächst arbeitete sie dort als Performance Managerin, bevor sie 2021 die Leitung für Vertrieb & Marketing übernahm. Dr. Reuter stieß 2021 als neuer Leiter des Vertriebsmarketing hinzu.

Im Mai 2024 wird das Duo gemeinsam als Verlagsleitung bei der Boyens Mediengruppe in Heide antreten (DNV berichtete). Bei der familiengeführten Mediengruppe wollen Thiel und Dr. Reuter ihre Mission fortführen: mit ihrer digitalen Expertise insbesondere regionale Verlage im ländlichen Raum zu unterstützen.

DNV sprach mit den beiden Vertriebsexperten über ihre bisherigen Erfahrungen mit der digitalen Transformation. Denn bei den Kieler Nachrichten hat das Duo bereits dafür gesorgt, dass neuartige digitale Produkte und Tools kostengünstig und ressourcenschonend zum Einsatz kommen. Die Zusammenarbeit mit innovativen Startups spielt dabei die entscheidende Rolle.

Startup-Expertise angedockt

Doch von Anfang an: Im Jahr 2019 eröffneten die Kieler Nachrichten in einem Teil des Verlagsgebäudes offiziell den Coworking Space Fleet7. Hier sollen digitale und innovative Startups Raum für ihre Unternehmungen finden. Mittlerweile arbeiten knapp 30 Startups in festen Büros oder an flexiblen Arbeitsplätzen im Fleet7.

Der damalige KN-Geschäftsführer Sven Fricke, der im Januar 2024 seine Aufgaben an Susan Molzow übergab und als geschäftsführender Gesellschafter zum Medienhaus Lüneburg wechselte, eröffnete den Coworking Space unter anderem mit der Idee, so auch digitale Expertise in das Verlagshaus zu holen.

Dajana Thiel (li.) und Dr. David Reuter haben in den vergangenen zwei Jahren die Zusammenarbeit der Kieler Nachrichten mit Startups aus dem Coworking Space Fleet7 federführend betreut - Foto: Kieler Nachrichten

Mit Dajana Thiel und Dr. David Reuter gewann Fricke schließlich zwei Personen für sein Team, die einen Teil ihrer Zeit für eben diese Zusammenarbeit mit Startups aufwenden. „David und ich scouten die Startups und schauen, wie ihre Expertise uns bei der digitalen Transformation helfen kann“, erklärt Thiel ihre Aufgabe.

Eine Kooperation zwischen dem Verlag und einem Startup aus dem Fleet7 kann auf vielen Wegen zustande kommen. Ein Vorteil ist und bleibt die räumliche Nähe. „Wir haben einen engen Kontakt zu den Menschen im Coworking Space und führen viele interessante Gespräche mit ihnen – zum Beispiel bei gemeinsamen Veranstaltungen. Und wenn wir in solchen Gesprächen eine gute Idee für unseren Verlag entdecken, dann gehen wir proaktiv auf die Startups zu und wir überlegen gemeinsam, wie wir einen Case erarbeiten können“, ergänzt Dr. Reuter.

Am Ende kämen einige Erfolgsgeschichten dabei heraus, so Dr. Reuter weiter, andere Projekte würden eingestellt. In den vergangenen zwei Jahren, in denen die Kieler Nachrichten nun konkret mit einigen Startups aus dem Fleet7 zusammenarbeiten, konnten zehn Projekte live gehen. Doppelt so viele seien zwar gestartet, berichtet das Duo, aber auf dem einen oder anderen Weg gescheitert.

Gemeinsam lernen und profitieren

Auf die Frage, wie man sich die Zusammenarbeit zwischen einem regionalen, traditionellen Medienhaus und einem digitalen, innovativen Startup vorstellen kann, schmunzeln die beiden Vertriebsexperten. „Auf beiden Seiten müssen die richtigen Leute sitzen“, fasst Dr. Reuter die wichtigste Voraussetzung zusammen. In ihrem Team brauchen sie digitalaffine Mitarbeitende, die bereit sind, sich in neue Themen und Projekte einzuarbeiten. „Und dann können wir natürlich nur mit Startups zusammenarbeiten, die sich auf die Geschwindigkeit, die unabhängig von uns in Regionalverlagen existiert, einstellen können“, fügt er hinzu.

Dadurch entstehe ein gegenseitiges Lernen: „Wir lernen von den Startups das dynamische Arbeiten. Und die jungen Gründerinnen und Gründer können von uns lernen, wie man ein Unternehmen prozessual und strukturell aufbaut. Letztlich ist es ein Geben und ein Nehmen“, beschreibt Thiel die Zusammenarbeit. „Die Startups haben zudem ein großes Unternehmen mit Strahlkraft im Rücken, das ihr Produkt testet, und können anschließend einen Case mit einer Marke präsentieren, die ein gewisses Standing hat.“

"Günstig und formbar – das sind die beiden Hauptargumente."

Dr. David Reuter
Kieler Nachrichten

Für die Kieler Nachrichten ist diese Art der Zusammenarbeit darüber hinaus eine Möglichkeit, relativ ressourcenschonend digitale Expertise anzudocken. „Günstig und formbar – das sind die beiden Hauptargumente. Wir können das Produkt so mitgestalten, wie wir es wirklich brauchen. Und als Regionalverlag können wir nicht unendlich viel Geld in teure, etablierte Tools investieren. Wir investieren hier mit unserer Zeit und unserem Wissen“, erklärt Dr. Reuter.

„Der allergrößte Vorteil für uns ist, dass wir diese digitale Expertise niemals in unserem Team hätten aufbauen können“, sagt Thiel. Dr. Reuter präzisiert: „Als Arbeitgebermarke für junge, kreative, digitalaffine Menschen sind Verlage einfach nicht attraktiv. Und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun dazu zu befähigen, solche digitalen Projekte eigenständig umzusetzen, funktioniert nicht.“

Das Paradebeispiel: Explo

Die Vorteile klingen vielversprechend, die Kooperation zahlt sich aus. Thiel und Dr. Reuter orientieren sich bei der Beurteilung des wirtschaftlichen Erfolgs der Startup-Projekte an vier Hauptkriterien:

  1. Das Produkt muss eine neue Zielgruppe erreichen
  2. Das Produkt muss technisch problemlos integrierbar sein
  3. Das Projekt darf wenig (personelle) Ressourcen kosten
  4. Am Ende muss ein positiver ROI stehen bzw. das Produkt muss einen Beitrag zu den KPIs leisten

Manche Produkte sind tatsächlich so erfolgreich, dass sich die Arbeit mehr als rentiert, verrät Dr. Reuter. Ein Beispiel dafür ist Explo. Noch vor der Zusammenarbeit mit den Kieler Nachrichten entwickelte das Startup eine App mit Content für die Gen-Z. Was fehlte, war eine Möglichkeit, diese Inhalte zu monetarisieren. Hier kamen Thiel und Dr. Reuter ins Spiel. Gemeinsam passten die Teams die App an die Bedürfnisse des Medienhauses an, das mit dem Produkt eine jüngere Zielgruppe erreichen will.

In Zusammenarbeit mit Explo haben die Kieler Nachrichten Kurzvideos auf ihrer Website eingebunden. Diese zeigen beispielsweise Ausflugsziele in und um Kiel und sollen vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen - Screenshot: kn-online.de

Heute wird das Tool erfolgreich auf kn-online.de eingesetzt. In einem Embed, bereitgestellt von Explo, werden dort Kurzvideos mit regionalen Inhalten gezeigt. Die Inhalte setzen sich aus Content der Kieler Nachrichten sowie von regionalen Influencern zusammen. Themen sind beispielsweise Restauranttipps oder die besten Ausflugsziele in und um Kiel. Durch Werbung und Sponsored Content kann das Embed bereits gegenfinanziert werden. „Die Basiskosten für das Embed holen wir inzwischen mehrfach wieder rein, weil sich das Produkt richtig gut vermarkten lässt“, zieht Dr. Reuter für diesen Case als Fazit.

Wie bereits angedeutet, hat die Zusammenarbeit mit den Startups auch die internen Arbeitsstrukturen bei den Kieler Nachrichten beeinflusst. Wie Dajana Thiel und Dr. David Reuter in diesem Zuge mit ihren Teams einen Kulturwandel vollzogen haben, erläutern sie in einer Fortsetzung. Außerdem stellt das Duo zwei weitere Cases vor, die zum einen bei der Systematisierung und Weitergabe von Wissen und zum anderen beim Verfassen erfolgreicher Online-Artikel helfen.

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